Die Feldenkrais-Methode
"Feldenkrais-LehrerInnen gehen davon aus, dass jeder Mensch bis zu seinem Lebensende lernfähig ist - eine Erkenntnis, die von der Hirnforschung mehrfach bestätigt wird. Im Laufe unseres Lebens entwickeln wir Gewohnheiten in unserer Art uns zu bewegen, zu fühlen und zu denken. Verhaltensweisen entstehen zum größten Teil aus der Beziehung mit der Umgebung: Eltern, Erziehung, Gesellschaft, Kultur etc. sind prägende Komponenten. Gewohnheiten sind lebensnotwendig und können gleichzeitig Hindernisse auf dem Weg zu einer freien Entfaltung des menschlichen Potenzials sein: viele Menschen benutzen aus verschiedenen Gründen nur einen sehr kleinen Teil ihrer Möglichkeiten.
Worum geht es?
In den Feldenkrais-Stunden wird vor allem mit den Bewegungsgewohnheiten gearbeitet - wissend, dass diese zugleich auch alle anderen Bereiche des Lebens betreffen. Zunächst geht es darum, die eigenen Bewegungsgewohnheiten zu bemerken. Da sie häufig sehr unbewusst und automatisch ablaufen, braucht dies viel Aufmerksamkeit und eine wertfreie Betrachtung. Wertfreie Betrachtung bedeutet, dass es möglichst keine Korrekturen von außen gibt und auch keine Schubladen mit dem Etikett "richtig" oder "falsch". Dadurch wird der Lernende frei für seine eigenen Entdeckungen mit Auswirkungen auf seine Entscheidungen im Leben überhaupt.
Der zweite wichtige Bereich der Methode ist, eine Vielzahl von alternativen Möglichkeiten zu erarbeiten. Dies geschieht mit leichten, spielerischen Bewegungen, die in einem für den Schüler möglichst ungewohnten Zusammenhang entdeckt werden. Eine Bewegung wird z. B. in einer ungewöhnlichen Position ausgeführt: die Koordination von Bewegungen wird so angeordnet, dass die Gewohnheit überlistet und Raum für etwas Neues geschaffen wird. Das Gehirn wird gefordert, neue Muster zu bilden - eine Erweiterung des Repertoires findet statt! Ein wichtiges Thema ist die Integration von differenzierten Einzelbewegungen in die Gesamtheit des Körpers. Die Feldenkrais-Methode ist benannt nach ihrem Begründer, dem israelischen Physiker, Judomeister und Doktor der Ingenieurwissenschaften Moshe Feldenkrais (1904-1984)".
Diese Arbeit findet traditionell in zwei unterschiedlichen Formen statt:
1.) In der Gruppe, genannt "Bewusstheit durch Bewegung": der Feldenkrais-Lehrer leitet Bewegungssequenzen verbal an (d.h. er demonstriert sie nicht selbst) und führt die Gruppe anhand von Fragestellungen in Bezug auf die Aufmerksamkeit durch die Lektion. Jede Person setzt die Aufgabenstellungen auf ihre Weise um und erforscht sie eigenständig.
2.) In Einzelstunden "Funktionale Integration" ist es möglich, intensiv auf individuelle Bedürfnisse und Fragen einzugehen. Die Feldenkrais-Lehrerin bietet dem Schüler neue Möglichkeiten an, indem sie ihn bewegt - im Liegen, im Sitzen, im Stehen. Ziel der Feldenkrais- Methode ist es, die Selbstorganisation des Menschen so zu verbessern, dass er mit minimalem Aufwand und hoher Effizienz seine eigenen Absichten umsetzen kann.